Nazi-Terror schon in den 80er Jahren!

In Anbetracht der momentanen verschärften Auseinandersetzung mit Neo – Nazis in Deutschland möchten wir darauf hinweisen, daß nicht erst seit des Mauerfalls Neo – Nazi – Tendenzen zu verzeichnen sind.

Im Gegenteil: Schon Anfang der 80er Jahre konnten wir in Hamburg und auch in unserem Arbeitsfeld die Zunahme von Faschosprüchen bis hin zu Übergriffen an junge Linke verzeichnen.

Wir haben mit unseren Möglichkeiten versucht auf dieses alte – neue Phänomen hinzuweisen. Manchmal wurden wir belächelt und verspottet ( hier handelt es sich doch nur um eine Folkloregruppe ) von der damals herrschenden Politik. Wie richtig unsere Beobachtung und daraus resultierenden Veröffentlichungen waren, beweisen leider die schrecklichen Vorkommnisse im jetzt gemeinsamen Deutschland.

Um zu belegen, daß in Westdeutschland junge Neo – Nazis, auch in Hamburg, ihr Unwesen trieben, veröffentlichen wir zwei Interviews.

Das unten folgende Interview wurde im Sommer 1986 dokumentiert.

Das zweite 1990.

 

Interview mit einem ehemaligen Neo-Nazi

Immer wieder begegnen wir jungen Menschen, sei es nachts in den Kneipen, auf dem Bahnhof oder an ihren informellen Treffs, die mit Nazi – Ideologien total infiziert sind, wie unser Interview hier zeigt.

Dies sind Jugendlich, die in ihrem Leben bisher fast nie etwas mit Jugendeinrichtungen zu tun hatten. In unseren Jugendeinrichtungen hingegen können wir beobachten, daß dieses Gedankengut bei den von uns betreuten Jugendlichen nicht ganz so leicht Fuß faßt.

Das zeigt uns, daß jede Jugendeinrichtung oder – Initiative eine Trutzburg gegen rechtsradikale Ideologien ist. Von daher kommt es nicht in Frage, daß gerade in den Arbeitervierteln Einrichtungen geschlossen werden sollen, oder weil sie politisch nicht genehm sind, ausgehungert werden.

Eigentlich fing alles mit der Schullandheimverschickung an; da war einer von der JN, das ist die Jugendorganisation der NPD; und der hat gesagt, man müßte in diesem Land noch viel mehr machen können: " Ihr seid ja eigentlich diejenigen, denen die Zukunft gehört."

Dann hat er sich Zeitschriften in den Harz schicken lassen, auf denen ein roter Terrorist mit `ner Bombe abgebildet war. Diese Broschüre hat uns von den Roten abgeschreckt; davon haben wir `nen Haß auf die Roten gekriegt: Die schmeißen Bomben und bringen unschuldige Menschen um.

Danach war erst mal für ein Jahr Ruhe, bis ich dann eine Veranstaltung der NPD besuchte; ich guckte daraufhin in alte Broschüren und suchte Kontaktadressen.

Ich hab dann gehört, daß in Rahlstedt irgendeine Art Wehrsportgruppe besteht und da hab ich ganz leicht Kontakt zu bekommen. Der Gruppe hab ich mich dann angeschlossen.

Das war mit 15 Jahren, noch in meiner Schulzeit; damals hatte ich mir durch Hauereien schon einen gewissen Namen verschafft.

In der Gruppe war ich dadurch natürlich gut angesehen. Von den alten Kumpels hab ich mich abgekapselt.

11/2 Jahre hab ich mich in der Rahlstedter Wehrsportgruppe aufgehalten, bis wir dann vom

" Stahlhelm" gehört haben. Das war auch eine rechtsgerichtete Gruppe mit etwas härterem Kern.

Fast alle wollten da erst nicht mitmachen – wegen Polizei und so; aber zum Schluß haben sie doch alle mitgemacht, weil ich das so wollte.

Wir Rahlstedter haben im Stahlhelm die größte Stammtruppe gestellt – wir waren immer so 10 – 12 Mann. Da haben wir Wehrsportlager gemacht.

Nach wiederum 3 Jahren kam dann der " Autounfall" und das " Schwulen – Ticken", Dafür hab ich 9 Monate auf 2 Jahre Bewährung gekriegt.

Vor allem dieses Schwulen – Ticken: das ist auch so was von den Rechten: Homosexuelle - der letzte Dreck, auf gut deutsch, muß weg!

Dann das Osterfeuer – da hab ich noch mal wieder 3 Monate drauf gekriegt. ( Hier handelte es sich um einen Überfall von Neo – Nazis auf junge Linke während eines Osterfeuers, d. R. )

St. Was du da aber erzählst hast, das war doch kriminell! Das hat doch eigentlich nichts mit euren Idealen zu tun, oder?

K. Wie das Gericht sagte, dieses "Gruppendynamische". Der eine zieht den anderen mit. Ich wurde aufgebaut, bin hingegangen, bin am Arsch gekriegt worden, die anderen wollten mir wiederum helfen...

St. Kannst du sagen, daß ihr damals so richtig organisiert wart?

K. Ja, stark; stramm organisiert! Also, wir haben die Gruppen – nach Vorbild – in "Gaus" aufgeteilt, z. B. Gau Nordmark. Grundsätzlich war 1 x die Woche Treffen. Teilweise haben wir

" Mot" – Märsche gemacht – mit mehr als 20 Armee – Fahrzeugen. Da waren die Fahrer ganz klar eingeteilt; auch die Uniformierung war vorgeschrieben.

St. An welchen Uniformen habt ihr euch orientiert – an Bundeswehr – Uniformen?

K. Nein, am BGS, Bundesgrenzschutz. Der BGS, das weiß man doch, die haben noch die alten Stahlhelme und vor allem die Tarnuniformen. Jeder Eingeweihte in Hamburg weiß, wie man an alle Sachen vom BGS ran kommt.

Im großen und ganzen waren wir stramm organisiert: Die Rechten sind darauf geeicht, die Leute zu halten; Leute halten kann man mehr durch straffe Organisation. Und dann war da noch die Angst vor V – Männern, die immer ein großes Ohr haben.

St. Haben die V – Männer bei euch `ne Zeitlang mitgemacht?

K. Das ist wiederum ein großer Fehler der Rechten gewesen: sie haben den Leuten zu schnell vertraut. Auf der einen Seite heißt es immer absolut mißtrauisch bleiben, auf der anderen Seite aber: wenn der große Führer – Reden schwingt und Kassetten mitbringt.... – man weiß ja auch selber, daß vom Verfassungsschutz so einiges kriegt, wenn man sich denen beugt, woll´n mal so sagen. Der war dann der große Held, ´nen Bombentyp – so richtig einer der alten Kameraden.

Was mir dann richtig einen Schock verpaßt hat, das war der Feme – Mord – was damals in der Zeitung stand – an dem Johannes Bückler. Den kannte ich persönlich und alles...aber ich glaub, daß das auch nicht von ungefähr kam.

St. Das war aber auch Homosexuellen – Szene...?

K. Johannes Bückler war homosexuell, aber auch absoluter Zionistenhasser....

Das Ganze hat mich ziemlich erschrocken. Ich würde auf jeden Fall jedem, der drin ist, raten, ohne Verrat auszusteigen.

" In Bezug auf die Ausländerfeindlichkeit ist´s nach wie vor so, daß jeder einen Türken kennt, den er nett findet; dann sind immer die Türken schuld."

( Bernd, Jugendgruppe Grunewaldstraße )

Dann lieber so `ne " Rille ziehen", bevor man großartig erzählt, was los ist. Das sind Dinger, die keinen was angehen; vor allem beim Verfassungsschutz muß man immer vorsichtig sein. Die treten gerade dann einen heran, wenn man arbeitslos ist und wenig Geld in der Tasche hat. Dann sollte man zusehen daß man `nen Zeugen hat, der dann mitkriegt, wenn man " Neid Danke " sagt. Ich bin gut raus gekommen; das einzige, was ich noch kriege, ist die Broschüre aus Frankreich, von der Neuen Front. Natürlich bin ich immer noch ein Bißchen vorsichtig.

St. Kai, sag doch mal, was hat dir hier im Viertel eigentlich gefehlt, damit du da nicht so rein gerutscht wärst? Andere Lehrer?

K. Die Lehrer haben nicht so durchgegriffen, wie es hätte sein müssen. Die sind von uns nicht akzeptiert worden.

St. Wie kamst du denn mit dem Rektor klar? Oder hattest du mit dem nichts zu tun?

K. Doch, ich saß ja fast jeden Tag bei ihm im Büro; ich persönlich versteh mich mit ihm sehr gut, aber irgendwie war da schon so viel im Arsch er konnte das Steuer auch nicht mehr herum reißen. Aber ich besuch ihn auch heute noch ab und zu mal.

St. Also, in deiner pubertären Phase waren wenig Leute, an denen du dich hättest aufrichten können? Die hast du eher in der anderen Szene gefunden, später, zeitweise wenigstens?

K. Ja, zeitweise...weil: erst mal kam ja in der rechten Szene das Militärische; da konnte ich ja sowieso gut drauf; dann bin ich von Anfang an auf Antikommunismus geimpft worden. Dafür hat man dort ja ein offenes Ohr gefunden. Und dann kam eben noch so dieses " Männlichkeitsgetue". Frauen hatten da nichts zu suchen. Alles war Sache der Männer. Die Frauen durften höchstens kochen.

St. Wie sah es bei euch mit der Arbeitslosigkeit aus?

K. Man kann mit Sicherheit sagen, daß 95% der Rechtsradikalen arbeitslos waren oder noch arbeitslos sind. Also, zu meinem Zeitpunkt waren alle arbeitslos. Ein großer Teil hatte eine Lehre angefangen, dann aber abgebrochen, teilweise durch ihre Äußerungen am Arbeitsplatz.

Sie hatten viel Zeit, Wehrsportübungen zu machen – die dauerten immer mehrere Tage.

St. Waren in der Szene eigentlich mehr Arbeiterjugendliche oder auch andere?

K. Das war eigentlich ganz ausgewogen. Wir hatten welche, die hatten teilweise studiert, viele hatten Realschulabschluß; meine damalige Verlobte hatte ihre Lehre mit " 1" abgeschlossen, war dann aber auch arbeitslos. Ich würde sogar soweit gehen: Das sind alles junge, intelligente Menschen.

St. Gib doch mal `nen Tip, was man heute aus deiner Sicht mit den 13 – 16jährigen bei uns im Viertel machen sollte.

K. Na, auf jeden Fall mehr Freizeitangebote; es müßten auch mehr von eurer Sorte da sein... oder z. B. das eine Stadtteilfest. Das HdJ kann einen auch beeinflussen; da gehen viele hin, wenn sie kleiner sind. Vielleicht müßte mehr auf Abenteuerbasis laufen; das spricht mit Sicherheit unheimlich an. Da hatte ich damals auch schon immer Lust zu.

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Inschrift des Ehrenhains auf dem Ohlsdorfer Friedhof für in der Nazizeit ermordete Antifaschisten 

"Den Alltagsfrust von der Leber boxen."

Interview mit einem ehemaligen Skinhead

" Es scheint, daß über den Faschismus die Faschisten zuwenig befragt worden sind und die, die ihn angeblich durchschaut haben, zuviel." ( Klaus Theweleit – 1980 `Männerphantasien`)

In Anbetracht der politischen Polarisierung auf den Straßen, die sich in den letzten Monaten zwischen den verschiedensten linken und rechten Gruppierungen abzeichnet, mag es manchem als unverständlich erscheinen, wenn wir als Sozialarbeiterinnen mit eher linken und feministischen Auffassungen, an dieser Stelle einen Skin – Head zu Wort kommen lassen. Wir haben dafür unsere Gründe.

Da wir täglich in unserer Arbeit mit rechten und konservativen Meinungen von jungen Menschen konfrontiert sind, befinden wir uns oft mitten in einem Auseinandersetzungsfeld, aus dem sich unglücklicherweise viele Gruppen, Institutionen und Parteien zurückgezogen haben, deren " Fahne" hier eigentlich auch ab und zu wehen müßte. Denn ohne den freien Meinungsstreit, ohne ein Stück politische und aufklärerische Stadtteilkultur, können die "Verlassenen" in den Ballungsgebieten manchmal nur schwer menschenfreundliche Grundhaltungen entwickeln. Häufig ist genau das Gegenteil der Fall. Sie wollen es nicht selten jemandem heimzahlen, den sie als Schuldigen für die eigene soziale Niederlage ausgemacht haben. Die Irrationalität solcher " Denk – und Gefühlsschablonen" ist ihnen dabei in der Regel nicht bewußt. In dem Interview mit Sven, einem ehemaligen Skin, wird diese Art des blinden Fanatismus sehr deutlich, die erst dann ins Wanken gerät, als ihn die Freundschaftlichkeit im Umgang mit den ausländischen Arbeitskollegen dazu zwingt, sein ausländerfeindliches Weltbild zu korrigieren. Die projektive Wahrnehmung vom "bösen Kanaker" war im direkten Kontakt des beruflichen Alltags nicht mehr aufrecht zu erhalten.

Das Doppelleben, hier Randale mit Türken – dort berufliche Kollegialität, macht ihm zunehmend Schwierigkeiten und untergrub seine Identität als Skinhead.

Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich bei ihm im Umgang mit den Linken, die zunächst begriffen mit dem Etikett " rote Sau" versehen wurden und die dann durch den Kontakt mit linken Sozialarbeiterinnen in der Einrichtung allmählich als " Korrekte Typen" akzeptiert wurden. Dabei ist es selbstverständlich entscheidend, daß diese " Linken" als Menschen konkret erlebbar waren. Nun ist Sven – weiß Gott – kein Linker geworden, seine Auffassungen sind partiell immer noch rechts, aber eben bisweilen durchaus auch anti – bürgerlich. Daß es also zwischen ihm und uns nicht nur menschlich, sondern auch politisch Berührungspunkte geben kann, steht dabei völlig außer Frage. Nur wichtig ist, daß dieser politische Streit sich abseits von den großen Podien überhaupt ereignen kann. Das wiederum setzt voraus, daß mehr engagierte Menschen, Gruppen, Institutionen, mehr Politiker, Künstler und Medienleute das Wohnviertel als politisch – kulturelle Bühne ( wieder - ) entdecken.

Interview mit Sven W.

Straßos: Wir machen ein Interview mit Sven für den Straßensozialarbeiterbericht 1990. Vielleicht mal so die erste Frage. Wie alt warst Du, als Du bei den Skins eingestiegen bist? Wie bist Du da eingestiegen, wie lernt man die Leute kennen und vielleicht auch die Gründe, warum Du da so hingekommen bist?

Sven W.: Erst mal wie alt ich war. Das war 15 Anfang 16. Und wie ich da eingestiegen bin, war durch Fußball, irgendein Spiel und so, dann die Leute kennengelernt und dann war das erste, was war geil, kurze Haare. Erstmal zum Friseur getigert und Matte abgeschnitten.

Straßos: Also Du hattest vorher lange Haare?

Sven W.: Ja, so lang bis zur Schulter. Und dann habe ich die Haare abgeschnitten mit einem Kollegen noch zusammen.

Straßos: Weil die auch kurze Haare hatten?

Sven W.: Ja, und auch der erste Abend war auch gleich Knast angesagt. War in Bergedorf das erste Ing. In Bergedorf angekommen, standen da ein paar Türken und war gleich Alarm. Den einen Skin haben sie auf der Treppe gleich mit den Latten bearbeitet und denn zurückgeschlagen, natürlich. War klar.

Straßos: Was wolltet ihr denn in Bergedorf?

Sven W.: Nur so hin und Zoff machen. Was will man denn sonst. Das erste Mal als ich hingefahren bin haben sie den S – Bahn – Zug nachher angehalten. Und alle Skins raus, einzeln. Und denn war Kontrolle.

Straßos: Wieviel wart ihr da, ungefähr?

Sven W.: Achtzig.

Straßos: Achtzig Skins? Das ist so aus ganz Hamburg?

Sven W.: Ja, das war so 1980. Ja. Das waren noch so die Anfangszeiten. Die Anfangszeiten das war noch so das beste.

Straßos: Waren eigentlich nur Jungs oder Männer bei den Skins oder waren auch Frauen dabei?

Sven W.: Ja, Frauen waren da auch mit bei. Einige.

Straßos: Bei den Randaleaktionen haben die mitgemischt?

Sven W.: Eigentlich nicht so. Die waren immer so meistens auf Feten mal da oder sind mit zum Fußball gegangen. Auf jeden Fall bei der Randale so richtig, kann ich mich eigentlich nicht besinnen, daß die richtig da mit bei waren.

Straßos: Skins haben ja auch bestimmte politische Vorstellungen. Kannst Du da das eine oder andere dazu sagen?

Sven W.: Also, die ich so kennengelernt habe, mit Politik und so irgendwie, hatten die, glaube ich, nicht viel am Hut, die ich kannte. Einige waren natürlich bei, die nachher übergetreten sind, die erst da bei FAP waren und so, und denn nachher auch die Haare abgeschnitten hatten. Bloß die wurden nachher immer tierisch angemacht, von wegen politisches Nazischwein, alles mögliche, an den Kopf geschmissen und so, Idiot, jetzt kommst du zu uns hierher, willst bei uns anbuttern und so.

Straßos: Also, Wehrsport und so einen Kram, das habt ihr nicht gemacht. Das war nicht euer Ding.

Sven W.: Wehrsport in der Kneipe, ja.

Straßos: Also, Man kann nicht sagen daß ihr eine bestimmte Weltanschauung hattet, aber Ausländerfeindlichkeit war angesagt?

Sven W.: Ja, klar. Und denn irgendwie vielleicht so was anderes sein, nicht wie die anderen Leute, die so normal rum rennen und so. Irgendwie aggressiv mit nationalsozialistischen Sprüchen auf andere wirken.

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Straßos: Also Provokation war also das Hauptding, der Nervenkitzel dabei. Was hat dich denn 5 Jahre bei den Skins gehalten? Würdest du sagen, das war Freundschaft?

Sven W.: Freundschaft erst mal und so, denn Wochenende irgendwie so geil was los und dahin gefahren und bloß... Und was nachher immer so ätzend war, Montagmorgen immer so alleine in der S – Bahn, das war irgendwie immer stressig, weil du hast irgendwie die ganz anderen Dinger im Kopf, da hast du welche platt gehauen. Weil man trifft sich ja immer zweimal im Leben und denn immer mit mörderischen Schiß und so, normale Jacke an, gar nicht mehr Kantstiefel, Turnschuhe, und dann zur Arbeit gefahren und so. Und denn abends nach Hause und Freitag gleich die Botten an, Hose, Bomerjacke und los. Noch mal Haare schneiden und dann ging das los. Ab nach Rahlstedt und erst mal paar Bier und so.

Straßos: Aber ohne den Schutz der Gruppe, fühlt man sich dann manchmal sehr alleine?

Sven W.: Ja, das ist ganz Kacke, irgendwie, weil die Leute dich irgendwie angucken, wenn du rein kommst, und du hast keine Haare auf dem Kopf und Bomerjacke, Springerstiefel, was ist das denn für einer. Gucken gleich und so.

Straßos: Aber du würdest sagen, Skins sind keine Nazis?

Sven W.: Nö, die Nazimittel nehmen die dazu, um die Leute zu provozieren, anzuheizen, aber es gibt natürlich welche, aber bei mir so in dem Umfeld habe ich keine kennengelernt, die so politisch engagiert waren und so. Die haben weniger Bock darauf gehabt, wir haben mehr Bock darauf gehabt auf Leben und was machen.

Straßos: Wenn ihr weggefahren seid, was habt ihr denn so für " Exkursionen" gemacht, für Ausflüge. Wo sollten die hingehen?

Sven W.: Erst mal überall so. Da ist mal ein Punkkonzert, da erst mal hinfahren, Punks auf mischen und so und denn zu Auswärtsspielen und so, und da sind wir meistens immer nur zum Hauptbahnhof gekommen, weil im Zug waren schon Krawalle, wenn die Bahn so gleich kommt, war schon Bumm Bumm auf den Kopf. Mit Flaschen und so, da wurde Sekt raus gesprüht und mit den Gästen und du auch noch auf den Kopf und so. Die sitzen ja denn da und Angst und so und das fanden wir irgendwie geil. Einschüchtern und Sekt auf den Kopf kippen und so und die saßen da irgendwie und haben gar nichts gesagt. Da hast du bald ein Abteil für dich gehabt Denn ab und zu waren da die Scheißhäuser aus dem Fenster geschmissen und so.

Straßos: Also würdest du sagen, daß das auch die Leute, die bei den Skins sind, daß das auch Leute sind, die auf das normale Leben irgendwie nicht so viel Bock haben, die irgendwie auch gelangweilt sind...?

Sven W.: Nee, die sich vielleicht auch austoben wollen. Von dem normalen Alltagstrott, so wie die Punks vielleicht auch, was leck mich am Arsch und so, am Wochenende ist Alarm erst mal und so, und irgendwie auf das andere Leben gar keinen Bock haben.

Straßos: Ist das so, daß man auch das macht, weil in so einem Viertel vielleicht auch sonst nichts los ist? Wenn wir jetzt zum Beispiel in der Jugendarbeit, von irgendeiner Einrichtung, wenn du schon früh dazu gestoßen wärest, meinst du denn, daß du dann auch Skin geworden wärest?

Sven W.: Ich kannte das ja schon, Kirchenkeller und so. Ich war da trotzdem irgendwie drinne, weil irgendwie, angezogen hat mich das irgendwie, war irgendwie was Anderes als sonst.

Straßos: Im Kirchenkeller warst du trotzdem. Es gab auch keine Probleme da?

Sven W.: Nee, eigentlich nicht. Ab und zu mal mit Karsten gelabert und was ist denn los, wie läufst du den rum und so.

Straßos: Warum haben die Skins so einen Haß auf Ausländer? Das muß ja auch Gründe haben. Das ist ja nicht einfach so.

Sven W.: Die Gründe sind immer dieselben. Erstmal nehmen sie uns den Arbeitsplatz weg und die Spinner machen nur die Frauen an und so und überall wo sie sind, wollen sie gleich die Herrscher und wollen den Dicken machen und so, und da haben die Leute keinen Bock drauf irgendwie.

Straßos: Man will irgendwie unter sich bleiben?

Sven W.: Ja, auch. Weil sie nicht von hier sind und so. Das ist irgendwie ganz komisch gewesen. Die will man einfach nicht haben, so daß sie da sind, will man nicht, irgendwie.

Straßos: Waren denn viele Leute da, die arbeitslos waren?

Sven W.: Ja, einige schon, aber die meisten sind auch angegangen mit Lehre und so, und denn nachher doch wieder keinen Bock gehabt und so, aber viele haben gearbeitet und so, meist auf dem Bau. Da haben die sowieso erst mal doof geguckt, wenn ich da ankam, was bist du denn für einer. Keine Haare auf dem Kopf, wo kommst du denn her.

Straßos: Gibt es denn irgendwelche Vorbilder für die Skins?

Sven W.: Englische Skins, alles so die ausländischen Skins, die richtig Krawall machen, einmal so abmurksen und so, finden sie geil.

Straßos: Also, die härter sind?

Sven W.: Ja härter und so. Wie hier in Deutschland und so irgendwie weich alle sind. Und da läuft das irgendwie noch anders ab, die sind mehr arbeitslos. Die hauen gleich zu. Wenn hier irgendwie die Engländer rüber kommen, denn gleich, da müssen wir hin. Ja, ich war auch einmal in England. Mit den anderen und denn kommst du da an und denn gleich fünfzig Stück auf einen Haufen und so, bloß da ist das immer ganz anders, weil da die Skins auch mal verschiedene Gruppen sind. Einmal linke Skins, einmal rechte Skins. Und die kannst du nicht unterscheiden, bloß in ihrem inneren, da ist das so.

Straßos: Linke Skins gibt es hier nicht, glaub` ich.

Sven W.: Doch, die gibt es auch. Die auch so rum rennen. Kurze Haare zwar, aber so, Bomberjacke und so, aber seltener so wie da drüben. Da ist das ja fast gang und gäbe da drüben.

Straßos: Und was denken die, was wollen die?

Sven W.: Ja, so wie die Punks irgendwie, so wie Faschos in die Fresse schlagen und so, no future und die alten Dinger so.

Straßos: Was ist denn der Unterschied zwischen Rechts und Links bei Skins?

Sven W.: Rechts mehr so Adolf Hitler und die anderen, die mehr links sind, die sind mehr so..., so` n Kram ist mehr verschrieen.

Straßos: Wenn die Skinheads die Chance hätten, politische Macht auszuüben, was würden sie ändern?

Sven W.: Erstmal alles raus aus Deutschland, was nicht deutsch ist, raus.

Straßos: Und sonst noch? Wie stehen sie denn zu den normalen Parteien? Haben die auf die Bock?

Sven W.: Weniger!

Straßos: Kohl, zum Beispiel?

Sven W.: Nee, überhaupt nicht. Auf keinen Fall.

Straßos: Also, auf die bürgerlichen Parteien und so...?

Sven W.: Nee, gar nicht.

Straßos: Nicht so viele Böcke?

Sven W.: Nee, mehr so rechts, also radikaler.

Straßos: Radikaler?

Sven W.: Ja radikaler, ja: Da läuft alles radikaler ab.

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Straßos: Durch diese Wut, die dahintersteckt, ich finde das ja bedauerlich, sind ja auch schon einige Ausländer zu Tode gekommen. Also, diese Wut, mich würde interessieren, wo die herkommt. Wo kriegt man diesen Haß her, damit wird man ja nicht geboren?

Sven W.: Wo kommt der Haß her? Ich weiß gar nicht, wie der Haß bei mir aufkam.

Straßos: Fühlt man sich ungerecht behandelt in der Gesellschaft?

Sven W.: Das war nachher eine Gruppe und Scheiß – Ausländer und mitziehen. Da sind ja wirklich nur Kanaker überall. Da gehst du irgendwo rein und nur siehst du diese dunkelhaarigen Köpfe. Irgendwo hast du da total keinen Bock drauf, und dann willst du am Wochenende erst einmal den Frust ablassen und irgendeinem auf den Kopf hauen oder so. Das staut sich auf im Kopf irgendwie. Das wurde immer mehr.

Straßos: Was sich so aufstaut, woher kommt das? Sind das die Erlebnisse?

Sven W.: Nee, auch wenn man zu Hause auf was Haß hat oder Streß oder auf der Arbeit läuft`s nicht so. Dann willst du am Wochenende was erleben, dann siehst du nur diese Gesichter da. Dann baut sich das irgendwie so komisch auf in meinem Körper.

Irgendwie abstoßend so. Die sind nicht von hier, die sind von anders und kommen hierher und machen sich gleich dicke so. Genauso ist es jetzt mit den Polacken.

Straßos: Habt Ihr das Gefühl, daß Ihr hier behandelt werdet wie der letzte Abschaum? Oder hattest Du das Gefühl?

Sven W.: Das wohl weniger, aber nicht anerkannt irgendwie so.

Straßos: Obwohl Du eine Lehrstelle hattest?

Sven W.: Ja, aber irgendwie nicht anerkannt, und das muß man durchsetzen irgendwie dann. Wenn es mit Gewalt ist, dann muß es mit Gewalt gemacht werden. Also, auf der Arbeit bin ich anerkannt worden. Die haben zwar gesagt, oh, kurze Haare und so, was bist du? Willst du dich mal ändern und so. Willst du nicht mal vernünftig werden. Dann haben die anderen schon wieder gesagt, der muß sich erst mal austoben. Irgendwann wird der schon vernünftig. So war das im Gespräch immer. Und dann immer Montagmorgen im Bauwagen erst mal: Na, und wieder schön in `ne Fresse und auf`n Kopf. Da habe ich gesagt, da mußt du Zeitung lesen. Da sind schon Texte genug drinne.

Straßos: Das war dann auch so ein Sport, daß man sieht, daß man auch in der Zeitung steht?

Sven W.: Ja, das war geil. Erst mal Montagmorgen das Erste was war, bevor du zur Arbeit fährst, erst mal Zeitung und wupp und oh geil auf`n Kopf und da waren wieder Krawalle und oh 71 Mann und 71 Nazi – Rocker. Das war geil und schon wieder Aufbau für dich dann. Nächstes Wochenende, geil, das wird bestimmt wieder geil.

Straßos: Aber der Haß war wirklich da?

Sven W.: Ja, der war bei mir auch da. Bloß irgendwie habe ich das jetzt allmählich mitgekriegt, daß das überhaupt nichts bringt, warum? Die Leute sind nun mal hier, machen ihre Arbeit, die meisten. Auf dem Bau war das auch immer so. Da bin ich mit den Ausländern total geil ausgekommen.

Straßos: Was haben denn die Skins, was andere Jugendgruppen nicht haben. Also, irgendwie müssen die ja auch eine Anziehungskraft haben für junge Leute?

Sven W.: Ja, irgendwie geiler Zusammenhalt, wenn du mit denen zusammen bist, das ist völlig geil. Die sitzen alle zusammen, haben fast alle die gleiche Meinung. Dann kannst noch irgendwas erzählen, irgend so einen Kanaker – Spruch oder so, und alles lacht erst mal. Finden sie alle völlig mörderische geil. Die meisten, die ich kenne, die haben jetzt alle lange Haare,... weil du wirst nicht so schnell erkannt.

Straßos: Lange Haare heißt, drei Zentimeter lang?

Sven W.: Nee, richtig Matte. Egal, ob nun kurz oder länger. Bist nicht so schnell erkannt, kannst dich anders kleiden, brauchst nicht mehr die schweren Botten da tragen. Kannst dir Turnschuhe anziehen, wo du schneller mit bist.

Straßos: Du brauchst nicht mehr so eine Skin – Uniform?

Sven W.: Nee, bist mehr so auf Hooligan jetzt getrimmt und so. Denn die sind gleich gekleidet.

Straßos: Man kann auch besser untertauchen?

Sven W.: Ja, kannst mal schnell, wupp, in die Menge und bist weg. Und als Glatze läufst du in der Menge rum und dann gleich, guck mal da, da läuft der, der blitzte das. Ist doch so, wenn du da lang läufst mit Glatze und Bomberjacke, da läuft er.

Straßos: Du hast gesagt, fünf Jahre warst Du ungefähr dabei, wann bist du denn ausgestiegen? Welches Jahr war das?

Sven W.: Das war ungefähr 1987, so in dem Dreh.

Straßos: Wie alt warst Du da, als Du ausgestiegen bist?

Sven W.: Anfang 20 war ich da irgendwie, ich weiß das nicht mehr so genau. Ich habe genug bezahlt gehabt. Und jedes Mal die Kohle weg und so. Und nur wegen solcher Sachen und so.

Straßos: Was heißt bezahlt? Strafen?

Sven W.: Ja, Gerichtsstrafen, dann mußte ich einmal für " Heil Hitler" – Rufen, wie heißt das noch, das andere Gefängnis, da Jugend...

Straßos: Schädlerstraße?

Sven W.: Ja, Schädlerstraße, mußte ich da, die mit mir immer mitging da zum Gericht, da habe ich noch eine gehabt, Frau Sommermann oder wie sie da hieß....

Straßos: ...Jugendgerichtshilfe...

Sven W.: ...ja. Und dann mußte ich da Bücher kaufen gehen. National – Sozialismus und so. Mußte die abgeben da für die Bücherei. Das war die Auflage erst mal so. Und dann mußte ich noch 500 Mark abdrücken an Strafe und mich bei dem Macker, bei dem ich es gemacht habe bei dem Bahnpolizisten, entschuldigen.

Straßos: Du hast nur " Heil Hitler " gerufen?

Sven W.: Ja, " Heil Hitler" und " Dich Jude sollte man vergasen" und so. Und das hat ihm schon gereicht. Solche Dinger sind hier verboten. In England kannst du das schreien. Ein Kollege ist auch mit `nem Hitler – T – Shirt festgenommen worden, und den wollten sie einkassieren für 2 Jahre.

Straßos: Warum bist Du denn ausgestiegen? War Dir das zu albern?

Sven W.: Nee, das wurde mir nachher zu viel. Und immer den Streß: Allein schon immer den Streß, überall, wo du hingehst, wirst du angemacht, erst einmal angeguckt. Irgendwie war ich nachher auch gar nicht mehr mit denen so zusammen. Da habe ich gesagt, Ende jetzt, kein Bock mehr. Ich muß mein Leben jetzt alleine leben, muß selbst klarkommen. Jetzt habe ich eine feste Arbeitsstelle erst mal noch und verdiene Geld.

Straßos: Und das Skins – Gedankengut, also, das, was die so an Weltanschauung haben, hast Du das auch mit über Bord geschmissen oder bist Du von inneren Überzeugung...

Sven W.: Von der inneren Überzeugung bin ich noch nicht ganz ab. Ich hab immer noch was gegen Ausländer. Wenn sie rüber kommen, da hab ich keinen Bock drauf, daß die da die Knete kriegen, und unsereins macht sich tot und so. Ich hab` ja selber erlebt auf`n Wohnungsamt. Bevor ich dran komme, kommen erst mal Aussiedler und so. Und das ging mir an den Kragen. Aber auf jeden Fall laufe ich nicht mehr so aggressiv rum und so, weil ich da keinen Bock mehr drauf habe. Da stößt man sowieso nur an jeder Ecke an.

Straßos: Wenn Du " vergasen" geschrien hast, warst Du wirklich der Meinung, daß das eine Sache ist, die man ernsthaft politisch durchziehen hätte sollen?

Sven W.: In dem Moment, wo ich das gegröhlt habe, habe ich gar nicht dran gedacht. Erst mal irgendwas rausgröhlen und die Leute schocken, das muß geil ankommen bei den anderen.

Straßos: Heute bist Du nicht mehr so der Auffassung? Du hast was gegen viele Ausländer, die hier die Situation verschärfen, Wohnungsnot...

Sven W.: ...weil das immer mehr wird, das staut sich immer irgendwie auf. Das war bei den Arbeitskollegen und so, erst mal aus Bock Schönhuber wählen und so, damit die Leute erst mal da oben einen auf den Deckel kriegen.

Straßos: Du hast auch Schönhuber gewählt?

Sven W.: Ich habe auch Schönhuber gewählt.

Straßos: Kennst Du viele aus Deinem Bekanntenkreis, die Schönhuber gewählt haben?

Sven W.: Ja, ich kann sagen, jeder Zweite, den ich kenne, der hat Schönhuber gewählt.

Straßos: Und jetzt bei der Wahl, bei der nächsten...Wahl nächstes Jahr?

Sven W.: Weiß ich noch nicht. Wir werden ihn wohl wieder wählen. Die meisten wählen den nur so aus Bock. Sie finden ihn geil, weil er so geil reden kann, wie früher. Der hat was gegen Ausländer, der erzählt ordentlich einen und so. Das finden sie gut.

Straßos: Warum haben die, die jetzt Rechts wählen oder auch die Skins, keinen Haß auf die Politiker, denn die verzapfen doch den ganzen Mist?

Sven W.: Die haben schon Haß auf die Politiker, die sagen zu denen nur, das sind Idioten. Die wissen nicht, was sie labern, und dann müssen wir ihnen mal zeigen, wie das gemacht wird.

Straßos: Gibt es Unterschiede zwischen Türken, Rumänen, Sowjet – Deutschen, die hier rüber kommen wollen und Polen und DDR – Leuten?

Sven W.: Alles, alles in einen Pott.

Straßos: Also ist nicht von wegen Deutschland, unsere deutschen Brüder von drüben?

Sven W.: Doch ja so mit den Skin – Heads, wenn du mit denen zusammenkommst, dann ja.

Straßos: Mit den DDR – Skins?

Sven W.: Ja.

Straßos: Wovon träumen Skins denn sonst so? Von einer normalen Familie, Kinder kriegen, arbeiten? Oder haben die einen Bock auf ein anderes Leben?

Sven W.: Erst einmal vielleicht Geld haben, Musik, Arbeit, kommt drauf an, ja, arbeiten vielleicht auch und so " Ne Alte vielleicht auch mal, mal hier, mal da.

Straßos: Aber nicht gleich heiraten?

Sven W.: Nö, auf keinen Fall: Erst mal Spaß haben in `ner Clique, tierisch einen abzechen und so, immer lustig sein, sich den Alltagsfrust irgendwie von der Leber boxen oder so:

Straßos: Gibt es da so bestimmte Kampfsport – Sachen?

Sven W.: Schwere Kampfstiefel und dann zutreten und gut. Und auch irgendwie auf`n Kopf rum springen oder irgendwas. Oder Baseball – Keulen, so , wenn das damit abgeht, dann eben damit rum wedeln. Sonst Kampfsport weniger.

Straßos: Und wie ist es mit Drogen?

Sven W.: Da ist Alkohol angesagt.

Straßos: Andere Sachen nicht?

Sven W.: Nö, ab und zu mal wird vielleicht noch `n Drolly gezogen. Es kommt immer drauf an.

Straßos: Aber keine harten Drogen?

Sven W.: Nö.

Straßos: Koks oder Heroin ist nicht angesagt?

Sven W.: Nicht, daß ich wüßte. Überhaupt auch auf so Joint ziehen, da haben die keinen Bock drauf. Das sind für die auch schon wieder ein rotes Tuch, Kiffer, lange Haare. Lieber richtig rein, deutschen Alkohol und rein damit. Hergestellt in Deutschland.

Straßos: Und die Freundschaften haben trotzdem gehalten oder haben auch Freundschaften drunter gelitten, wenn Du bei den Skins warst?

Sven W.: Eigentlich nicht so. Ich bin mit Punks ausgekommen im Kirchenkeller und so.

Straßos: Die bei den Skins waren, was war das für eine Mischung? Waren das eher Leute, die im Handwerk gelernt haben? Bäcker, Arbeiter, Abiturienten?

Sven W.: Handwerker. Der erste Skin – Head, der hier war, das war einer, der hat im Büro gearbeitet. Sonst einige schulemäßig und so. Sonst viele Klempner, ganz viele Klempner. Hat mich gewundert. Ich komm da an, was bist du denn, Klempner? Klempner, Klempner, Klempner...Da waren wirklich viele Klempners. Und auch viele die auf`n Bau gearbeitet haben.

Straßos: Also überwiegend Leute aus dem Handwerk. Abiturienten auch?

Sven W.: Nee, glaube ich nicht so. Die Szene war da nicht so vertreten.

Straßos: Wie haben die Lehrer so reagiert?

Sven W.: Also die Lehrer in er Berufsschule, die kamen gleich rein , wo ich da saß, Heil, na, was macht das wieder so? Wie geht das dir und so. Das waren Grüne alles da. Und ich war eben anders als die. Und erst einmal den Heil Hitler Gruß und so. Da habe ich mich mal mit einem in den Haaren gehabt. Da habe ich ihm gesagt, wenn ich dich auf `` ner Demo treffe, dann haue ich dich platt, den Idioten. Er kam immer an mit seinen Jesus – Latschen da und so. Das hat ich völlig aufgeregt, lange Haare und sooo`n Bart. Jedesmal stand er da und kratz, kratz, kratz. Grüne kann ich überhaupt nicht ab.

Straßos: Sven, wie kommst Du denn eigentlich mit uns Sozialarbeitern klar, wir sind ja überwiegend Linke.

Sven W.: Ja, keine Probleme. Ich find das total geil, was hier läuft. Außerdem wußte ich ja gar nicht, was Linke sind. Die hab `ich in meinem Leben ja noch nie kennengelernt!

Sven arbeitet seit einem halben Jahr bei dem von uns auf die Beine gestellten Bautrupp.